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Kandidaturrede für das Amt des Vorsitzenden der Piratenpartei

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Liebe Piraten,

wir haben es trotz aller Energie, die wir in diese Partei und in die politische Arbeit gesteckt haben, nicht geschafft, die Menschen erneut von unseren Werten und Ideen zu überzeugen. Wir verkaufen uns seit Jahren unter Wert und unter unseren Möglichkeiten. Ich kann deshalb gut nachvollziehen, wenn ihr enttäuscht und auch teilweise wütend seid. Aber es macht keinen Sinn, dem Bundesvorstand die alleinige Schuld dafür zu geben. Jeder tut das in seiner Macht Mögliche, um die Partei nach vorne zu bringen. Ich persönlich weiß, was es heißt, Vorstandsarbeit im Ehrenamt zu leisten und möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich und sehr herzlich beim amtierenden Bundesvorstand für die geleistete Arbeit bedanken!

Seit meiner Entscheidung, für den Bundesvorsitz zu kandidieren, habe ich in vielen Gesprächen mit euch gespürt, dass in jedem von euch, in jedem Piraten eine Flamme brennt für unsere Ideen von Freiheit und Gerechtigkeit. Diese Flamme in euch brennt, sei es für den Schutz des Individuums oder für eine solidarische Gesellschaft, für das Gemeinwohl oder die Barrierefreiheit, sei es für den Freifunk oder bessere digitale Bildung, sei es für den transparente Staat oder eine ehrlichere Politik in den Kommunen, sei es für die Queerpolitik, für den Kampf gegen Rechts, für ein gerechteres Bundesteilhabegesetz oder für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege. Unsere Themen sind wichtig!

Ich würde unserem Wähler folgendes sagen: Dein Leben wird sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten radikal durch die Digitale Revolution verändern. Da kannst du nichts machen, denn das kommt so oder so. Was Du also machen kannst, ist die Partei wählen, die alles, was damit zu tun hat, am besten verstanden hat.

Wegen all dieser Vielfalt stehe ich hier und möchte euer Bundesvorsitzender werden.

Wir erleben in unserer Partei seit zwei Jahren eine regelrechte Lähmung. Dafür sind wir letztlich alle verantwortlich. Aber was wir nicht vergessen dürfen ist, dass wir es selbst in der Hand haben, uns da auch wieder herauszumanövrieren. Dazu müssen wir selbstkritisch zurückblicken bis in die Anfänge dieser Partei. An welcher Stelle haben wir die falschen Entscheidungen getroffen? Wo müssen wir anpacken? An welchen Stellen sind Strukturen verkrustet, wo müssen wir etwas aufbrechen? Ich weiss, das sind dicke Bretter, aber diese gilt es zu durchbohren, wenn wir jung und frisch bleiben wollen. Mit mir wird es kein “Weiter so!” geben. Meine Wahl bedeutet Veränderung. Meine Wahl bedeutet der Wille zum Wachsen. Meine Wahl bedeutet, mehr Aufmerksamkeit und mehr Sichtbarkeit. Ich möchte das absolute Maximum aus dieser Partei herausholen!

Wir liegen mit unserem Durchschnittsalter bei ca. 40 Jahren. Die PIRATEN sind eine Partei aus jungen Menschen für junge Menschen. Für die Zukunft. Das müssen wir denen aber auch mal klar sagen! Wir müssen den jungen Menschen bewusst machen, das ohne diese und die nächste Generation, die Alten keine Rente mehr bekommen. Diese jungen Menschen sind unsere Zukunft. Und diese junge Generation braucht eine Lobby, eine politische Partei, die ihre Interessen vertritt.

Wir bieten längst ernsthafte und nachhaltige Politik in allen Politikfeldern. Wir sind thematisch breiter aufgestellt und klarer positioniert. 2012 haben noch 30% der Menschen in Deutschland gesagt, sie können sich vorstellen uns zu wählen. Daran sollen sie sich erinnern! Ich möchte darauf hinarbeiten, dass wir im kommenden Jahr wieder steigende Mitglieder- und auch Wählerzahlen haben.

Wir schaffen das.

Wer angesichts der globalen Herausforderungen in einem europäischen Land sagt „Wir schaffen das, wir verändern Politik“, muss mit „wir“ genau genommen alle Menschen in dieser Partei meinen. Weltweit. Die Piratenbewegung hat ein unglaubliches Potential, was es gilt, auszuschöpfen. Ich sehe unsere Forderungen und Ideen zur digitalen Revolution nicht als Kern einer Special-Interest-Partei, sondern sie sind die notwendige Grundlage für die Weiterentwicklung einer modernen, erfolgreichen, offenen und zukunftsfähigen Gesellschaft. Es wird mit mir keine Politik isolierter netzpolitischer Themen geben.

Stillstand oder Rückschritt sind keine Alternativen für mich. Ich möchte eine Aufbruchstimmung in der Partei. Der Verzicht auf Weltpolitik oder das Verschliessen der Augen und Ohren vor ihr schützt nicht vor ihren Fragen! Unsere Weitsicht, unsere Kreativität und unsere Denkfähigkeit sind auf allen Ebenen gefragt!

Ja, wir brauchen den Aufbruch und zwar nicht erst nach der nächsten Bundestagswahl. Nein, wir brauchen den Aufbruch. Jetzt!

Ich danke euch.

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